Michelle-Francine Ulz, Julia Knaß. 2020.
Postkarten (printed RISOGRAD 2020)
Textauszug:
KÜCHE
Am Messer klebt noch Kuchen, ein anderer als in meiner Vorstellung, ich hab dich nie gefragt, ob es denn überhaupt gut war, ich wasche nur das Messer ab, es gibt keine Version von unserer Geschichte, in der wir nicht aufgehen, ich weiß nie genau, wieviel Zucker nötig wäre, damit wir; ich wische nur über alles drüber, über die Teller, das Blech, die Gabeln, die Haut, den Kuchenheber, die Untertassen, mein Handy, deinen Schwanz, in einem Schwung, weil es nun mal nötig ist, dann warte ich, das alles trocknet. In deiner Vorstellung sind wir längst zerlaufen, weil ich den Ofen zu heiß; weil ich zu viel von allem geschüttet habe – in dich. Weil deine Form dem nicht standhält. Dem zu flüssig. Dem immer zu ausrinnen. (Was bleibt von dem, ist klebrig und schwer abzukratzen.)
WOHNZIMMER
Den Schnaps und die Gefühle auf ex, den Kaffee und die Träume in kleinen Schlucken, der Wohnzimmertisch ein Sternbild aus unseren Spuren, vom Schnaps, vom Kaffee, den Zigaretten, uns, wir haben unsere Karten gespielt, ich mische, du hebst ab, wir haben unsere Körper auf den Tisch gelegt, du mischst, ich hebe ab, du hast immer gesagt, schau, und, ich soll mehr spielen als leben, ich soll das locker nehmen, du mich hart, sometimes you win, sometimes you lose, wir mischten, du bist abgehoben, ich untergegangen.