die müdigkeit trägt heute GRÜN und hat schlecht geschlafen, zwischen 2 und 3 uhr: balancieren; diese wörter zu schreiben war leicht, sie zu ertragen war schwer, ich frage mich, welche wörter salzig schmecken, die vorstellung: 1 streunende katze. die wirklichkeit bricht langsam in die vorstellung ein, ich würde gerne dagegen halten mit einem fenster, durch das wir ins FLIEDER schweben können, ich würde gerne schreiben: lasst uns LEBEN DAGEGEN
alles was
was alles auf der zunge zerspringt, jedes dieser wörter: ein anderer bruch. wir suchen immer irgendetwas, ich würde behaupten, ein überfälliges buch, eine abwesenheit, einen überfälligen körper, die katze. wir können das alles vermessen, das, was zu fehlen scheint. lass uns lieber bei den umrissen enden als bei den graden. manchmal lese ich nachrichten erst nach einer woche und antworte nach zwei oder gar nicht. es kommt darauf an: schaffe ich es, aus dem gebrochenen etwas zusammen zu setzen, was hält. ansonsten: ein foto der katze oder 1 wasserglas oder des mondes. den habe ich nur gezeichnet, mit weißem farbstift auf dunkles papier. letztes jahr wusste ich noch nichts vom zeichnen, vom wasser und vom mond. alles steht für etwas anderes, die bedeutung liegt nicht bei mir, sie liegt bei den dingen. wenn ich das alles übergehe, dann würde ich schreiben: das hier ist der anfang einer liebesgeschichte.
wir wissen nie, was wirklich ist
wir treffen uns, in 1 geöffneten Fenster, in das wir Wörter stellen
(über das Schreiben mit Ani Koshka)
1 Sammlung von Wörtern
Wir werden, eine Sammlung von Wörtern, beginnen, und sie zu unseren Müdigkeiten stellen. Als erstes schreibe ich ab: nur stückweise bin ich imstande zu leben, nur stückweise bin ich imstande zu schreiben. Später werde ich ergänzen wollen: Zuneigen. AS wird schreiben, drückt ihre Hand gegen das feine Material. RH, die Spuren verlaufen flächig, nicht tief. Wir werden alle gesammelten Wörter aufhängen, noch später, und sie mit Fäden verbinden. Neues Leben. Wir werden zu ihnen aufblicken und ich werde denken, dass es schneit, obwohl es doch fliedert. RE, es flort wie immer um mich herum, es flirrt und flittert über und über. Es wird Fotos davon geben und ich werde versuchen, da zu sein und zu lächeln. (Ich will das, versprechen.)
(AS: Anna Stadler, RH: Raffael Hiden, RE: Raoul Eisele)
in 1 anderen wald, heute
in verletzten stunden schreibwandeln
wo ich sicher bin,
Dieses Mal war der Boden nicht schief (oder ich wollte es nicht wahrhaben). Ich bin auf ihm gesessen, an die eine Wand gelehnt und hätte dennoch die andere mit der Hand berühren können. Wo ich sicher bin: wenn die Wände mir sehr nah kommen und ich alleine in ihnen bin. Dieses Mal war der Boden nicht schief, er hat sich nur immer weiter und weiter und weiter bewegt, er hätte es theoretisch jederzeit kippen können, aber ich war schon immer eine Meisterin im Ausbalancieren, ich hab fünf Minuten für mich geweint, meine Tränen fürs Gleichgewicht, und dann weiter, und dann weiter, und dann weiter, nicht.
1 dialog
Das hier kann nur sein, ein Dialog, der sich verfängt, in einem Netz aus Interpretationen. Du hättest mir angemerkt, oder doch in der Vergangenheit?, ich denke an den Schnee, der nicht mehr fällt, an das Unheimliche in jeder Kommunikation. An Verzögerungen, Warnungen, Stoppschilder.
(schreiben)
“Ich will doch wieder in die Stadt”, schreibe ich. “Ich will doch wieder in diese Stadt und dieses Mal will ich versuchen, nicht das Ende zuerst zu schreiben.”
UNSERE TAGE : VERMESSEN (wir, 1 Aerograph:in)
Text von Michelle-Francine Ulz & Julia Knaß
Unsere Tage werden zu Unterschieden zwischen:
was wir spüren möchten, was nicht,
was wir spüren können, was nicht,
uns als EBENE und dreidimensional,
uns als Gleichung: sich aufhebend.
Unsere Hüftknochen, die sich in den BODEN fressen,
uns fragen: sind wir jetzt unter uns, sind wir hart?
Was wir ALLES auflösen werden, was wir ALLES werden können: XYZ.
Wir sind Wunsch und Wunschprojektion: SUBJEKTE, QUEER.
(1) Unsere Mittteilungsabsicht: Was sich unter euren HOSEN wölbt, was unter unserer langsam verschwinden wird
Unsere Tage werden Listen schreiben, was in unsere Münder darf, was nicht. Was sich gegenüberstehen wird: MÄNNERNAMEN und NAHRUNGSMITTEL. Sich überschneidende Parallelitäten und ihr werdet für uns sein: Weißbrot und Kuhmilch. Und es wird einfach werden: euch zu vermeidenh in vollen Supermarktregalen, unser KÖRPER kann sich an ALLES gewöhnen.
Unsere Tage werden wieder, wir in anderen Vermessungen als SPITZWINKEL, von allen Seiten. Und wir werden den Zirkel ansetzen, um ganz sicher zu sein, dass wir UMRUNDET werden, in 360 GRAD, und wie wir aufgehen werden: in KREISRUNDE FORMEN. Wir haben das immer gut gekonnt, uns als Medium inszenieren und was ihr schon noch begreifen werdet: unsere Mitteilungsabsichten.
(2) Intentio Auctoris und die Begegnung zwischen unseren Beinen: WERK.
Unsere Tage werden nicht gelistet sein, in eurem Werk, in eurem Mund, und in unseren kommt nur, was wir nicht spüren müssen. Abends wollen wir eine Aerograph:in sein, die ihre STOFFE selbst vermisst, bis wir uns verdichtend in ZAHLEN auflösen: den KILOMETERN, die wir zwischen eure Körper und uns gelaufen haben (heute: 10), der Einkaufsliste und wie viele Abweichungen von ihr es gibt (heute: 3), wie oft wir daran gedacht haben, doch zu SCHLUCKEN und wie oft wir daran gedacht haben, euch doch zu schreiben (was wir gegeneinander austauschen können, heute: 2:1).
Unsere Tage werden wiederholend, in ZUFÄLLIGEN Begegnungen, in anderen Blicken, aus denen wir uns lieber betrachten als aus euren. Wir sind immer auf der Suche nach einem neuen Gegenüber, einem, das uns schreibt: WIR NEHMEN ALLES VON EUCH, WAS WIR BEKOMMEN DÜRFEN. Wir sind auf der Suche nach etwas anderem, das uns AUSWEIDET und uns dann ein GEWICHT verleiht in einer anderen Welt, so, dass wir keines haben müssen, in der euren.
Unsere Tage werden zu abnehmenden und zunehmenden KÖRPERN, nicht alle davon sind wir, aber jeder fühlt sich nach uns an, was unser KÖRPER sein kann, sehe ich in Gesichtern, die sich über uns beugen, um uns zu lieben oder uns zu vermessen oder um sich selbst zu lieben oder sich selbst zu vermessen, nichts davon ist geschehen, alles davon ist WAHR.
Unsere Tage werden zu FALLENDEN Ringen und was ihr nie aufheben werdet: unser GEWICHT. Aufgelöst nur an den Stellen, an denen wir etwas hätten zulassen können. Und was ihr nie über uns wissen werdet: ihr und Karotten erzeugen GERÄUSCHE im Hals und die Knöcheln an den FINGERN, die haben wir uns nie beim Sport verletzt. Ihr seid auch nie in unsere Leben, sondern immer nur in unsere Körper getreten und nach euch: haben wir uns das beigebracht, Sicherheitsabstände ganz ohne ZAHLEN.
(3) Ein Sicher SEIN in Schätzwerten
Unsere Tage werden zu VERSPRECHEN und wir werden das für immer so können. Schaut uns nicht in die Augen, sondern in den MAGEN. Was ihr dort sehen werdet: euch selbst, schon leicht verdaut und was wir geschluckt haben an Worten und was in uns hängen bleibt: GESCHICHTEN, die wir uns einflößen, um SATT zu sein. Wir sind nie VOLL genug.
Unsere Tage werden zu Aufstehwunschlisten (für jedes Mal aufstehen, erfüllen wir uns einen WUNSCH!), alles, was wir schreiben, können wir zusammenfassen mit: unsere Finger sind nie so KLEBRIG wie unsere Gedanken, obwohl wir uns Mühe geben, uns aneinander fest zu machen, aber nichts bleibt EWIG im Mund, irgendwann müssen wir ALLES schlucken, selbst die schädlichsten Wörter, irgendwann kommt ALLES wieder raus.
Unsere Tage werden zu: uns selbst fühlen, dicht gedrängt, am HEIZKÖRPER, die ROTEN STELLEN, wenn wir nackt sind, zählen (unsere Schenkel sind LAVA und: rette sich, wer kann!). Wie wir die Finger ineinander verketten, weil wir noch da sind. Was sich wird decken müssen: die ZAHL auf der WAAGE, die ZAHL der KÖRPER.
Unsere Tage werden KONTROLLVERLUSTE. Wir haben die Welt bis zum Anschlag in uns gelassen, unseren Mund weit aufgerissen. Wir haben die Welt, versucht, mit unseren BEINEN zu tragen und Kilometer zu laufen. Wir haben die WELT früher auch nur in KATEGORIEN getragen, die wir jetzt im MUND wie ZUCKER auflösen.
(4) einen RAUM schaffen
Unsere Tage werden zu Körpercollagen und was sich damit abbilden lässt. Wir zerschneiden die Bilder der anderen (die von uns) und verkleben sie in unstimmigen Erinnerungen neu zusammen. Mit unserem Körper illustrieren wir ein ABSCHIED NEHMEN und eure UNSICHERHEIT.
Unsere Tage werden zu gelesenen Texten, in Fineliner notieren wir auf unserer linken Hand TAKING REVENGE IN ART, in unseren Kalender markieren wir die Tage, in denen wir noch an euch gedacht haben, die Tage mit und ohne Alkohol, die Tage, in denen wir doch lieber euch in den Mund genommen hätten als uns anzunehmen. Diese Tage nehmen ab, wir nehmen zu.
Unsere Tage, die vor uns liegen: Wir erdenken sie als Haus, als einstürzende Neubauten. Treten Sie ein. Willkommen. Wir haben einen RAUM geschaffen. Die Tür sperrangelweit offen gelassen. Gehofft, genug kommen, um zu sehen und bei uns zu bleiben.
1 Schattenspiel
(1)
Du könntest 1 Roman schreiben, über all deine Beziehungen zb.
Arbeitstitel: Flaschendrehen.
Als sich ihre Hand auf seine legt, wird sie kalt.
Er bemerkt nur ihre Kälte, nicht den Zusammenhang.
Als sie noch 1 Mensch war, schrieb sie in ihr Notizheft:
“Ich weiß manchmal nicht, ob sie mich lieben oder
sie nur die potentielle Mutter ihrer Kinder in mir sehen
(oder ob es dasselbe ist?)”
(2)
Du könntest darüber schreiben, wie schnell ich mich gedreht habe.
Arbeitstitel: Kettenkarussellgedanken.
Als er sich auf sie legt, berührt sie mit der linken Hand leicht die Wand,
die sie selbst ist.
Als sie noch 1 Mensch sein wollte, schrieb sie in ihr Notizheft:
“Ich bin 1 Betrügerin: Jedes zweite Mal habe ich Sex,
weil Sex für mich einfacher ist, als nein zu sagen”
(3)
Du könntest schreiben, dass die Zukunft den Quallen (Gespenstern) gehört.
Arbeitstitel: Alles, schweben
Als er ihr versichert, dass sie sich nicht verändern muss für ihn,
schafft sie es trotzdem nicht, sie selbst zu bleiben.
Als sie 1 Puppe geworden war, schrieb sie nicht mehr in ihr Notizheft.
Sie war seines, seines, seines.
(4)
Sie ist auf einem verstaubten Fauteuil abgelegt worden, das mit 100 Euro bepreist ist. Ihren eigenen Preis kann sie nicht lesen, weil er auf ihrer linken Hand aufgeklebt ist und sie den Kopf nicht mehr drehen kann, ohne ihn zu verlieren (1 Schraube fehlt).
Was sie sehen kann, solange sie geradeaus blickt: 1 altes Geschirrset, 1 Lampe, Brettspiele, Abendkleider etc. (Die Szenerie ändert sich regelmäßig vor ihr, sie bleibt).
Aus den Augenwinkeln erkennt sie das Fenster, auf dem sie lesen kann:
O R T E R / K I T N A
Sie weiß noch, so ist es verkehrt, aber sie kann die Buchstaben nicht mehr selbst umdrehen.