„Man muss halt auch ein bisschen Glück haben.“ So oder so ähnlich hört man es oft von Autor*innen, die sich in welcher Form auch immer – Buchveröffentlichung, Preise usw. –bereits einen Namen im Literaturbetrieb gemacht haben. Ich glaube ihnen, dass sie das tatsächlich glauben, aber ich glaube nicht an ihr Glück.
Hinter diesem Glück steckt eigentlich Zeit und Geld. Um eine gewisse Sichtbarkeit zu erlangen muss man beides investieren können, unter anderem in die digitale und analoge Vernetzung mit anderen Autor*innen, in die eigenen Lesungen, in das Suchen von passenden Einreichungen für Preise und Zeitschriften, in das Einreichen selbst. Natürlich hilft es sehr, wenn man in der Lage ist, gute – wie auch immer das definiert sein mag – Texte zu schreiben. Aber um als Autor*in im Literaturbetrieb sichtbar zu werden, und zu erreichen, dass die eigenen Texte gelesen werden, dafür reichen gute Texte alleine nicht aus.
Diese Zeit in den eigenen Namen – die muss man nicht nur investieren wollen, die muss man auch investieren können. Dabei begünstigt der Literaturbetrieb vor allem Menschen, die beispielsweise keine Betreuungspflichten haben, sich in der „Sprache“ des Literaturbetriebs leicht zurechtfinden, extrovertiert sind usw. Es hat nicht jede*r das Geld, die Zeit, Lust und Möglichkeit, sich nach Abendveranstaltungen bei nicht gezähltem Alkoholkonsum literarisch fortzuschreiben.
Dafür muss man halt auch ein bisschen Zeit haben. Und wenn man diese Zeit schon hat, dann kann man sie zum Beispiel auch besser nutzen, indem man über seine eigenen Privilegien als Autor*in nachdenkt. Denn das Sprechen vom eigenen Glück ist nicht nur falsch, es blendet auch die dahinterstehenden Verhältnisse aus. Nur wenn wir diese klar im Blick haben, können wir die ausschließenden Mechanismen so verändern, dass auch Menschen mit weniger „Glück“ es einfacher haben aufgrund ihrer guten Texte im Literaturbetrieb sichtbar zu werden.